(BAD ALCHEMY N°38)

oDer elektroakustischen Kammermusik der 20. und 21. Jahrhunderts hat sich FORMANEX verschrieben, ein Quartett mit Christophe Havard (saxophones, arnplified objects), Anthony Taillard (guitar, bass), Emmanuel Leduc (electronics) und Ju/ien Ottavi (percussions, electronics) Als Debut schlugen sie ihre Zähne in eine graphische Partitur, die Cornelius Cardew (1936-1981) im Jahr 1967 geschrieben hat Die in Nijmegen aufgeführte Fassung Treatise-Cornelius Cardew/live in Extrapool(FIBBR002) ist, dem Charakter einer grafischen Partitur eines toten Komponisten entsprechend, nichts anderes als die Formanex-Fassung an diesem Abend. Cardews Striche, Ringel und Quadrate dienen als Wegmarkierungen für insofern nicht freie, sondern gebundene Improvisationen Im Blindfoldtest würde wohl kaum der Name Cardew fallen, bestenfalls würde jemand auf einen entfernten . Anklang an AMM tippen. aber viel/eicht würde man auch auf Voicecrack kommen. Dass beide Namen in Erwägung gezogen werden könnten. zeigt das beachtliche Niveau der Formanex'schen Geräuschkunst. Ihr Ansatz gehört zu den raren VersuchenGreen Room und Silent Block wären noch zu nennen ; elektronischen Bruitismus und Liveimprovisation unter einen Hut zu bringen. Auch Saxophon und Gitarre dienen nur als Noisegeneratoren in einer Kunstlärmfabrik. die als Medium ihre eigene Message ist. Ob Cardew darüber glücklich wäre, als formalistischer Geräuschavantgardist vorgeführt zu werden. statt als sozialistischer Realist. steht freilich auf einem anderen Blatt, auf dem auch noch steht Fragt niemanden, ob es Recht so ist.